Geltinger stellen Polderlösung in Frage
150 Bürger verabschieden Resolution: Das Land wird aufgefordert, dem Bau nicht zuzustimmen / Alternativen sollen eingehend geprüft werden
Gelting Fünf Jahre sind vergangen, seit ein Starkregen in Ostangeln große Teile der Gemeinde Gelting unter Wasser setzte. Ein Ereignis, das die Geltinger nicht noch einmal erleben möchten. Jedoch ist auch nach fünf Jahren keine Lösung in Sicht, denn etwa 150 Bürger, die auf Einladung der Interessengemeinschaft „Land & Wasser“ aus Gelting sowie der Natur Freunde Schleswig-Holsteins im Gasthof Gelting zusammen gekommen waren, lehnen die favorisierte Polderlösung ab und wollen stattdessen einen Natur nahen Entlastungsgraben um Gelting herum zur Ostsee.
Nachdem die beiden alternativen noch einmal detailliert vorgestellt worden waren, stellte Diplom Ingenieur Stefan Keck, von der Firma BH Umwelt aus Kremperheide, die Polderlösung in Frage: „Wenn es keine Alternative gibt, dann macht der Polder Sinn.“ Doch es gibt eine Alternative, nämlich den Graben. Der Schwachpunkt des etwa zwei Hektar großen Polders mit einem Fassungsvermögen von 207 000 Kubikmetern Wasser sei der bereits vorhandene Abflussgraben durch den Ort und die an der Nordstraße beginnende und durch Norderholm führende Rohrleitung.
Keck wies außerdem hin auf die zunehmenden Unwägbarkeiten der Wetterentwicklung und die Vorhersage von Klimaexperten, dass künftig immer stärker punktueller Starkregen übers Land ziehen werde. „Was passiert, wenn der Polder voll ist, was nach 60 Tagen erwartet wird aber weitere Niederschläge fallen?, fragte Keck.
Damit bestehe für Gelting eine „einmalige historische Chance“ eventuelles Hochwasser sicher und naturverträglich abzuleiten. Diese Variante böte eine höhere Sicherheit, würde den Zielen europäischer Gewässerschutzvorgaben entsprechen, dem Naturschutz dienen und für mehr Wohnqualität sorgen. Dies zu vergleichbaren Kosten, wenn alle Folgekosten der Varianten berücksichtigt würden.
Kritisiert wurde von der Versammlung insbesondere, dass das zuständige Ministerium in Kiel das einstimmige Votum der eigens von ihr eingesetzten Arbeitsgruppe, dem „Bearbeitungsgebiet 23 Flensburger Förde“, die sich für eine alternative Lösung aussprach, abgelehnt hatte.
Mit großer Mehrheit beschlossen die Geltinger Bürger schließlich eine Resolution gegen die Pläne des Landes zum Bau eines bis zu 3.60 Meter hohen Polders mitten in Gelting. Der offensichtlich kurz vor Fertigstellung stehende Planfeststellungsbeschluss für den Polder solle ausgesetzt werden. Zu viele Faktoren wie Sicherheit, Kosten und Naturschutzaspekte wären noch nicht bis zum Ende gedacht – so der Tenor. Die Frage des Abends „Ist der geplante Polder für die Zukunft geeignet?“, wurde von den knapp 150 Geltingern mit einem klaren „Nein“ beantwortet. Die Diskussion fand trotz des emotionalen Themas in sachlicher Atmosphäre statt. ami